Perspektive Arbeitswelt 02/2022

| 9 ZAHLEN/DATEN/ FAKTEN Ob Smartphone, Laptop oder Fern- seher: Seit Corona verbringen die Menschen mehr Zeit vor dem Bildschirm. So beträgt die durch- schnittliche Bildschirmzeit derzeit 10 Stunden pro Tag, 70 Stunden in der Woche. Dieser Wert ist seit Be- ginn der Pandemie vor zwei Jahren von damals 8 um 2 Stunden pro Tag gewachsen. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Befragung, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt wurde. Starke Anstiege verzeichnen vor allem Videostreaming, Videotelefo­ nie und Online-Shopping. Knapp ein Viertel der zusätzlichen Bildschirm- zeit, im Durchschnitt 24 Minuten pro Tag zusätzlich, werden Videos, Filme oder Serien gestreamt – insgesamt fast eine Stunde am Tag (57 Minu- ten). Videotelefonate gab es vor der Pandemie so gut wie gar nicht. Ge- rade einmal 5 Minuten täglich wurde privat per Video telefoniert, jetzt ist es fast eine halbe Stunde (27 Minu- ten). Auch die Zeit, die man mit Online- Shopping zubringt, hat sich mehr als verdoppelt. Für die Shopping- Tour im Web wird im Schnitt täglich eine Viertelstunde zusätzlich inves- tiert, 24 Minuten sind es unter dem Strich jeden Tag. Gleichzeitig werden viele Menschen im Umgang mit digitalen Technolo- gien souveräner: Der Anteil derjeni- gen, die sich durch den zunehmen- den Einsatz digitaler Technologien im Alltag gestresst fühlen, ist im Vergleich zum ersten Pandemiejahr um 10 Prozentpunkte auf 28 Pro- zent deutlich gesunken. Besonders die 30- bis 49-Jährigen und 50- bis 64-Jährigen lassen sich sehr viel weniger stressen als zuvor: Waren es vor einem Jahr noch jeweils 36 Prozent, sind es aktuell nur noch 21 bzw. 18 Prozent. Arbeitswelt: Gute Perspek- tiven im Niedriglohnsektor Niedriglöhne stehen zu Unrecht in der Kritik, zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirt- schaft (IW). Besonders für Arbeitslo- se und Menschen ohne abgeschlos- sene Berufsausbildung bieten sie eine nachhaltige Perspektive aus der Arbeitslosigkeit. Der sogenannte Niedriglohn steht seit Jahren in der Kritik: Es müsse gesetzlich gegen ihn vorgegangen werden, heißt es oft, er grenze aus und sei ein Abstellgleis. Gemeint sind damit jene Beschäftigten, die weniger als zwei Drittel des mittle- ren Stundenlohns erhalten, darun- ter viele geringfügig Beschäftigte. Tatsächlich helfen Niedriglohn-An- gebote aber, Fuß auf dem Arbeits- markt zu fassen, zeigt eine neue IW-Studie: Demnach haben Arbeits- lose, die eine Niedriglohn-Beschäf- tigung beginnen, deutlich bessere Chancen, auch langfristig berufstä- tig zu bleiben. 24 Prozent von ihnen schaffen zudem im zweiten Jahr den Sprung zu Normalverdienern. Auch die Einkommensperspektive verbessert sich durch Niedriglohn- angebote, zeigt die IW-Studie. So verdienen Arbeitnehmer fünf Jahre nach dem Eintritt in den Niedrig- lohnsektor 12.000 Euro brutto mehr als eine Vergleichsgruppe, die kei- nen Job in dem Bereich begonnen hat. Die Armutsgefährdung bei Niedriglohnbeschäftigten ist zwar höher als bei Normalverdienern, aber immer noch deutlich niedriger als bei Arbeitslosen und Menschen, die aus anderen Gründen keiner Ar- beit nachgehen. Zwei Jahre Corona: Jeden Tag 10 Stunden am Bildschirm

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