Perspektive Arbeitswelt 02/2023

| 9 ZAHLEN/DATEN/ FAKTEN Datenspeicherung von Arbeitsschritten belastet Beschäftigte Auswertungen einer Befragung von Beschäftigten in deutschen Groß- betrieben zeigen, dass die automati- sche Datenspeicherung von Arbeits- schritten im Job bereits genutzt wird, bei Beschäftigten jedoch ein schlech- teres Wohlbefinden verursacht. Die entsprechenden Auswertungen hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in einem Kompaktbericht veröffentlicht. Die Zahlen der Befragung zeigen, dass bereits Daten von einer Viel- zahl von Beschäftigten in deutschen Großbetrieben (40 Prozent) auto- matisch gespeichert werden. Mehr als ein Drittel der Beschäftigten fühlt sich dadurch überwacht. Eine Verletzung der Privatsphäre wird jedoch von Beschäftigten deutlich seltener erlebt (11 Prozent). Unterschiede ergeben sich zudem je nach beruflichen Merkmalen. So geben rund 45 Prozent der Beschäf- tigten in Helfer- und Anlerntätigkei- ten sowie in fachlich ausgerichteten Tätigkeiten an, dass Daten und Infor- mationen zu ihrer Arbeit gespeichert werden. Bei Beschäftigten mit hoch- komplexen Tätigkeiten trifft dies auf 31 Prozent zu. Dabei empfinden vor allem Angestellte in Helfer- und An- lerntätigkeiten die automatische Da- tenspeicherung als Überwachung. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass das digitale Monitoring mit ei- ner schlechteren mentalen Gesund- heit und einer geringeren Autono- mie einhergeht. Neben Vorteilen, wie einer verbesserten Prozessopti- mierung oder einer erhöhten Trans- parenz in der Leistungsbewertung, kann die automatische Datenspei- cherung also auch neue Belastun- gen mit sich bringen und mögliche (vorhandene) berufliche Ungleich- heiten verstärken. Bewerbung: Mit Social Media ins Abseits – oder zum Traumjob Der eigene Auftritt in sozialen Netz- werken kann der Türöffner zum Traumjob sein – oder alle Chancen zunichtemachen. Jedes sechste Un- ternehmen (16 Prozent) hat schon einmal Bewerberinnen oder Bewer- ber wegen ihres Social-Media-Pro- fils eingestellt. Aber knapp jedes Fünfte (19 Prozent) hat auch schon einmal Kandidatinnen und Kandida- ten aufgrund ihres Auftritts in sozia- len Netzwerken aussortiert. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 854 Unternehmen aller Branchen im Auftrag des Digi- talverbands Bitkom. Zum Hintergrund: Viele Unterneh- men suchen Kandidatinnen und Kandidaten für offene Stellen in- zwischen gezielt auf Social Media oder in Business-Netzwerken wie Xing oder LinkedIn, das morgen vor 20 Jahren gegründet wurde. Dieses sogenannte Active Sourcing nutzt jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent), vor einem Jahr waren es erst 12 Prozent. Insbesondere bei den größeren Unternehmen gehört ActiveSourcing heute zumStandard. Fast alle Unternehmen (97 Prozent), die auf Active Sourcing setzen, se- hen sich dabei auf beruflich aus- gerichteten Netzwerken um, rund jedes Zweite (52 Prozent) aber auch auf anderen wie Facebook, Twitter, Instagram oder Youtube. Im Mittel- punkt des Interesses stehen dabei die fachliche Qualifikation (98 Pro- zent) sowie Äußerungen zum eige- nen Unternehmen oder zu Wett- bewerbern (94 Prozent). Zudem interessieren die Stationen im Le- benslauf (88 Prozent) sowie ganz allgemein Äußerungen zu Fachthe- men (76 Prozent). 4 von 10 Unter- nehmen achten auf die Qualität der Kontakte (44 Prozent), die Anzahl der Kontakte spielt dagegen nur für 14 Prozent eine Rolle. Jeweils rund ein Drittel schaut sich Hobbys und private Aktivitäten (37 Prozent) sowie Fotos (35 Prozent) an. Rund jedes vierte Unternehmen (23 Pro- zent) will sich so auch ein Bild über die politischen Ansichten der Bewer- berinnen und Bewerber machen.

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