Perspektive Arbeitswelt 03/2024

| 15 Sollten Sie allerdings doch lieber diskutieren und Ihren Argumenten offen zum Sieg verhelfen wollen, halten Sie sich an die folgenden Regeln: • Gehen Sie niemals mit der Ansage ins Treffen, dass Sie es besser wissen – es geht Ihnen darum, etwas vorzubringen, was Sie als Anregung verstehen; beginnen Sie dabei mit einer Bestandsaufnahme der Situation und der zugehörigen Argumente. • Machen Sie die Argumente des anderen dabei niemals lächerlich, sondern nehmen Sie dessen Standpunkt immer ernst – erwägen Sie das Pro und Contra objektiv, bevor Sie sich gezielt den schwächsten Punkt herauspicken. • Setzen Sie dann bei diesem schwächsten Punkt an, den Sie im Interesse beider- seitiger Gesichtswahrung aber als unwichtiger ausgeben, als er tatsächlich ist. • Zeigen Sie Ihre Alternative auf – die aber muss gut durchdacht und begrifflich klar und genau sein; die Argumente, die gegen Ihren Standpunkt sprechen könnten, kennen Sie am besten schon vorher. • Wenn Sie im Schlagabtausch der Argumente trotzdem den Kürzeren ziehen (eben weil Ihr Gegenüber die Machtkarte ausspielt): nicht eingeschnappt sein, sondern nochmals herausstellen, dass Sie es nur als Anregung verstanden wissen wollten – so wahren beide Seiten das Gesicht. Durchsetzen Nachgeben und organisieren? Ich meine mich zu erinnern, dass Sie ge- sagt hätten, ...“. Ist an Ihrer Idee wirklich etwas dran, wird Frau Dr. Müller- Wohlgescheit nicht lange zögern und sie als ihre eigene annehmen. Frau Dr. Müller- Wohlgescheit wird Ihre Idee ausbrüten und sie groß und stark machen. Und weil Frau Dr. Müller-Wohlgescheit dankbar ist, dass Sie es waren, der sie an ihren genialen Einfall erinnert hat, stehen auch Sie selbst ein ganz klein wenig im Glanze des Ruhms. Zumindest profitieren Sie davon, dass die Abläufe nun besser organisiert sind. Im echten Leben läuft es natürlich selten so glatt. Es funktioniert vielleicht auch nicht beim ersten Mal – geben Sie nicht auf, machen Sie weiter. Denn dann greift bald ein anderes unfehlbares Prinzip: Steter Tropfen höhlt den Stein! Das Kuckuck-Prinzip Um auch hier wieder im Tierreich anzusetzen: Es ist be- kannt, dass der Kuckuck seine Eier in fremde Nester legt. So kommt es, dass andere Vogeleltern das Kuckucksei ausbrüten. Ist der Jungkuckuck erst geschlüpft, wird er die anderen Jungvögel aus dem Nest drängen und alles Futter für sich beanspruchen. Dieses Prinzip funktioniert auch im Arbeitsalltag: Es ist möglich, gute Ideen anderen Menschen unterzuschie- ben, sodass diese das Gefühl haben, es wären ihre ei- genen. Sie selbst verzichten dann zwar auf den Lorbeer, der eigentlich Ihnen zustünde, doch setzen Sie damit die bessere Lösung durch – zum Wohle der Arbeitsabläufe und des Betriebsklimas. Im Prinzip ist es ganz einfach. Mitunter reicht es, die eigene Idee als Zitat des anderen auszugeben: „Frau Dr. Müller-Wohlgescheit, hatten Sie nicht kürzlich mal angeregt, den Ablauf ganz anders zu

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