Perspektive Arbeitswelt 03/2022

14 | PERSPEKTIVE Arbeitswelt Nicht nur die Symptome können grundverschieden sein. Auch in der Wirkung der Arzneimittel gibt es enorme Unterschiede. Was den eingangs erwähnten Männerschnupfen angeht, so zeigen Männer tatsächlich oft stärkere Symptome als Frauen. Der Grund ist ein im Vergleich zur Frau weniger leistungsstarkes Immunsystem. Männerschnupfen wird oft für den Inbegriff männlicher Wehleidigkeit gehalten – kaum niest und hustet der Mann, verlangt er Rücksichtnahme und meldet sich krank. So wenigstens will es das Vorurteil. Tatsächlich aber ist Männerschnupfen ein medizinisches Phänomen, hinter dem eine ebenso schlichte wie in ihren Folgen weitreichende Wahrheit steckt: Männer sind anders krank als Frauen, Gesundheit: Männer und Frauen sind nicht gleich. Unterschiedliche Erkrankungsrisiken, unterschiedliche Symptome Es gibt weitere Ungleichheiten: Frauen leiden öfter als Männer unter einer Infektion der Harnwege. Grund sind die kürzeren Harnwege. Bei Männern hingegen treten Infektionen der Harnwege eher im Alter auf und hängen meist mit einer vergrößerten Prostata zusammen. Manche Erkrankungen gelten sogar als typisch oder ausschließlich weiblich, sind es aber nicht. Osteoporose etwa betrifft Frauen zwar fast fünfmal häufiger. Doch sie kommt auch bei Männern vor. Allerdings denkt bei einem Mann mit Knochenbruch kaum jemand an diese Grunderkrankung – eine entsprechende Therapie unter- bleibt. Ein weiteres Beispiel ist der Herzinfarkt: Während Män- ner bei einem Herzinfarkt einen akuten starken Schmerz im Brustkorb mit Ausstrahlung in den linken Arm be- merken und unter akutem Angstempfinden leiden, sind bei Frauen Schmerzen im Oberbauch oder Rücken, Schwindel, Atemnot und Übelkeit charakteristisch. Wenn diese Symptome nicht richtig gedeutet werden, setzt die Behandlung erst spät ein – und nicht selten zu spät.

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